Pferdepflege im Winter

Mit dem Wechsel der Jahreszeiten wird der Organismus der Pferde nicht nur durch den Fellwechsel belastet. Auch die Umstellung von Weide auf Paddock und die kürzeren Tage erfordern vom Pferdehalter mehr Achtsamkeit.

I. Kalte Jahreszeit – wenig Licht

Nicht nur Blumen und Pflanzen brauchen zur optimalen Entwicklung ausreichend Luft und Licht. Auch Menschen und Tiere sind auf die Strahlen der Sonne angewiesen. Im Winter hält sich aber nicht nur die Anzahl der Sonnenstunden in Grenzen, durch die Umstellung von Weide auf Paddock fehlt vielen Pferden die nötige freie Bewegung, die durch den Reiter mit viel Bewegung und langen Ausritten kompensiert werden muss. Viel frische Luft und viel Licht ist die Devise. Deswegen sollten auch im Winter die Stalltüren und Fenster nie gänzlich geschlossen werden – bei Minusgraden muss die Versorgung mit ausreichend Wasser dennoch gewährleistet werden. Gerade im Winter, wenn man eigentlich viel lieber zu Hause auf dem Sofa sitzen möchte, haben Stallbetreiber und Pferdehalter eher noch mehr Arbeit als im Sommer, um den Pferden auch im Winter gerecht zu werden.

II. Pferde frieren nicht

Wenn ein Pferd geschoren wird, muss das kürzere Fell natürlich mit entsprechenden Decken ausgeglichen werden. Grundsätzlich gilt aber: Wenn wir anfangen zu frieren, fühlen sich die meisten Pferde erst so richtig wohl. Vielmehr wird der Organismus bei schwül-warmen Temperaturen belastet, als im Winter. Viele Pferdehalter kennen wohl diese Situationen im Winter, wenn das Pferd beim Reiten scheinbar unendliche Kondition hat, es beim Ausreiten nur galoppieren will und hin und wieder auch ein paar Bocksprünge vor kommen. Dieses Verhalten ist letztlich nur Indiz dafür, dass sich die Pferde bei kühlen Temperaturen pudel wohl fühlen. Anders sieht es dann schon bei nass-kaltem Wetter aus. Zugluft sollte in diesem Fall vermieden werden und gerade älteren Pferden bekommt eine Decke bei solcher Witterung auch ungeschoren sehr zu gute.

III. Luft und Bewegung

Das A&O im Winter ist viel Bewegung an der frischen Luft. Durch die kürzeren Tage stehen die meisten Pferde länger in der Box als im Sommer. Diese Haltung führt unweigerlich zu einer höheren Staubbelastung der Atmungsorgane. Um Husten und andere Erkrankungen vorzubeugen, ist ausreichende Bewegung die einzige Lösung. Natürlich freut sich das Pferd, wenn es sich auch im Winter in der Halle mal so richtig ausbuckeln kann, aber auch hier ist die Belastung durch Staub und Dreck deutlich erhöht. Viel wichtiger als die täglichen Trainingseinheiten in der Halle sind das Ausreiten oder spazieren gehen im Gelände. Selbst beim Schritt gehen an der frischen Luft können Pferde viel tiefer und freier durchatmen, etwaigen Staub abhusten und zusätzlich noch die Abwechslung im Gelände genießen. Die meisten Pferde fühlen sich im Winter sogar wohler, als im Sommer. Also lieber dick einpacken und für die Gesundheit unserer Vierbeiner auf zwei Sofastunden verzichten und dafür einen schönen Ritt durch die Winterlandschaft unternehmen.

 

IV. Pflege im Winter

- Pflege des Fells

Während das Pferd im Sommer einfach abgeduscht werden kann, wenn das Fell stark verschwitzt oder dreckig ist, fällt diese Möglichkeit auf Grund der niedrigen Temperaturen eher weg. Auch der Trugschluss, dass Pferde, die eine Decke tragen, weniger Pflege brauchen, gilt schon längst als überholt. Gerade durch das permanente Tragen einer Decke benötigen die Pferde umso mehr Pflege. Der natürliche Schutzmantel der Haut, der auch durch das Wälzen auf sandigem Grund aufrechterhalten wird, wird durch das Tragen von Decken erheblich strapaziert. Die Haut kann nicht richtig atmen und abgestorbene Hautschüppchen und Dreck können nicht abgestoßen werden. Deswegen gilt gerade im Winter: Mehr Pflege für Haut und Fell. Die Decken sollten täglich für einen gewissen Zeitraum abgemacht werden, in dem sich das Pferd in der Halle zum Beispiel frei bewegen oder wälzen kann. Ist das Pferd gut aufgewärmt, freut es sich besonders über einen freien Aufenthalt auf der winterlichen Weide, um sich mal richtig auszutoben. Natürlich müssen die Witterung und die Bodenverhältnisse entsprechend gut sein. Gerade auch nach dem Reiten muss der Schweiß konsequent aus dem Fell gebürstet werden, damit die Decke anschließend nicht scheuert oder drückt. Manche Pferde benötigen darüber hinaus noch spezielle Deckenschoner an Brust und Widerrist. Das Scheuern einer Decke sollte niemals auf die leichte Schulter genommen und umgehend behoben werden. Stellt euch vor, ihr solltet tagelang mit Blasen in drückenden Schuhen laufen – unvorstellbar.

- Fesselbeuge und Behang

Ein wesentlicher Nachteil der Paddockhaltung sind wohl die Bodenverhältnisse – gerade auch nach 10 Tagen Dauerregen. Das ist nicht nur besonders unangenehm, sondern kann auch richtig gefährlich werden, wenn es über Nacht zum Beispiel plötzlich friert und das Paddock einer Berg- und Talbahn gleicht - gravierende Verletzungen des Bewegungsapparates können die Folge sein. Am besten, ihr bereitet euren Auslauf also so vor, dass das Wasser gut ablaufen kann oder dass die Bodenbeschaffenheit so gut ist, dass die Pferde diesen auch nach starkem Regen nicht aufwühlen. Ansonsten gilt auch hier besondere Achtsamkeit: Lieber das Paddock alle paar Tage glatt harken, als Verletzungen in Kauf zu nehmen. Ein „In der Box lassen“ ist natürlich keine Alternative – eine Stunde pro Tag reiten reichen nämlich nicht aus, um den Bewegungsdrang des Pferdes zu stillen und es langfristig gesund zu erhalten.

- Mauke

Gerade im Winter nimmt auch die Gefahr von Mauke enorm zu. Das liegt zum einen an der nassen Witterung und zum anderen auch an den zahlreichen Bakterien, die sich im Schlamm und Dreck befinden. Während viele Pony- und Kaltblutrassen noch einen starken Behang im Fesselbereich haben, sind die Haare von Warmblütern meist sehr kurz. Auch wenn der Behang nicht so schön aussieht, erfüllt er doch einen wichtigen Zweck: Feuchtigkeit und Dreck werden von der empfindlichen Fesselbeuge ferngehalten. Hat das Pferd aber bereits Mauke, kann der Behang im Umkehrschluss auch störend bei der Heilung und Behandlung sein. Besprecht euch hierbei am besten mit eurem Tierarzt. Grundsätzlich gilt aber, dass die Fesselbeugen nach dem Auslauf gereinigt werden sollten. Entweder könnt ihr Lappen und Bürsten nehmen oder ihr spritzt den Bereich mit Wasser ab. Danach sollten die Fesselbeugen aber unbedingt mit einem Tuch trocken gerieben werden.

- Trockene Haut

Nicht nur unsere Haut trocknet im Winter leicht aus. Auch die Haut unserer Pferde wird durch Staub, Schmutz und Frost zusätzlich belastet. Gerade Bereiche, die besonders empfindlich sind, sollten mit umso mehr Sorgfalt gepflegt werden. Dazu gehören zum einen die Maulwinkel, die Partie um die Augen und auch die dünne Haut um den After. Durch das Tragen von Decken verfangen sich des Öfteren auch Äppel im Schweifband oder an der Schweifrübe – die Reste am besten mit Baby-Feuchttüchern entfernen. Auch am Bereich der Ellbogen, dort, wo der Sattelgurt sitzt, ist die Haut oft überstrapaziert. Hier gilt besonders darauf zu achten, dass Schmutz und Schweiß sorgfältig entfernt werden. Ist das Fell bereits an einigen Stellen weggescheuert, helfen meist Massagen mit Babyöl oder anderen fetthaltigen Cremés.