Herbstzeit – Erkältungszeit beim Pferd

Kurze Tage, niedrige Temperaturen und dickes Fell. Dadurch kommen die Pferde beim täglichen Training aber auch schnell ins Schwitzen und müssen gründlich ‚abgetrocknet‘ werden – sonst drohen Erkältungen und Husten.

I. Herbstzeit - Erkältungszeit

Besonders im Herbst steigt das Risiko einer Erkältung bei vielen Pferden. Die kalten und nassen Tage tragen zu diesem Risiko jedoch nicht bei. Vielmehr fehlen den Pferden die regelmäßige Bewegung auf der Weide und die frische Luft. Selbst, wenn die Pferde im Winter tagsüber auf Paddocks stehen, erhöht sich die Boxenzeit allein schon wegen der früh einsetzenden Dunkelheit. Auch der Fellwechsel belastet das Immunsystem zusätzlich, was die meisten Pferdehalter jedoch unterschätzen. Das Schwitzen während der Arbeit bei niedrigen Temperaturen belastet die Atmungsorgane und das Immunsystem zusätzlich.

II. Scheren und Eindecken

Das Scheren der Pferde sorgt Jahr für Jahr wieder für neue Diskussionen, die wohl auch in Zukunft nicht gänzlich aufgelöst werden können. Viel wichtiger ist die Frage, wie sich die Pflege der Pferde ändert. Mit zunehmenden Winterfell, kalten Temperaturen und täglichem Training kommen die Pferde sehr schnell ins Schwitzen, weshalb sie nach dem Reiten gründlich abgetrocknet werden sollten: Das Pferd sollte mindestens so lange abgeritten werden, bis das Fell nur noch leicht klamm ist, anschließend kann eine Abschwitzdecke aufgelegt werden. Auch ein Solarium ist für die meisten Pferde eine Wohltat und fördert zugleich die Trocknung des Fells. Um diese Prozedur zu beschleunigen und gleichzeitig das Erkältungsrisiko zu senken, werden viele Pferde im Herbst geschoren. Durch die fehlende Isolationsschicht müssen sie im gleichen Zuge aber auch mit passenden Decken eingedeckt werden, die je nach Temperatur und Witterung gewechselt werden sollten. Das Scheren eignet sich besonders für solche Pferde, die im Winter genauso gearbeitet werden, wie im Sommer. Durch das geschorene Fell schwitzen sie deutlich weniger und die Zeit des Trocknens ist auch erheblich kürzer, was das Erkältungsrisiko wiederum senkt, da die Pferde nicht nass in die Box zurück gestellt werden.

 

III. Intensive Pflege im Winter

Auch wenn die meisten Pferde im Winter eine Decke tragen und somit deutlich sauberer wirken als im Sommer, benötigen sie gerade in der kalten Jahreszeit viel Pflege: Unter den Decken kann die Haut schlechter atmen und durch die eingeschränkte Möglichkeit des Wälzens fehlt dem Pferd auch ein wichtiger Teil der Selbst-Fellpflege. Gerade auch nach dem Reiten ist es besonders wichtig, den getrockneten Schweiß gründlich aus dem Fell zu bürsten. Ein weiterer Faktor, der das Erkältungsrisiko erhöht, ist das fehlende Licht, was zum Aufbauen eines intakten Immunsystems unerlässlich ist. So sollten die Pferde trotz schlechter Witterung so oft wie möglich an der frischen Luft bewegt werden. Aber nicht nur die nass-kalten Tage machen dem Immunsystem und den Atmungsorganen zu schaffen: Auch der vermehrte Staub durch erhöhte Boxenzeit und häufiges Reiten in der Reithalle belasten die Atemwege.

IV. Gute Prophylaxe schützt das Pferd 

Wie oben bereits beschrieben, kann das Risiko einer Erkältung durch ein paar Veränderungen der Winterhaltung minimiert werden. Dazu zählt in erster Linie viel (freie) Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Tageslicht. Auch, wenn es draußen bitter kalt ist, sollten die Fenster im Stall nicht gänzlich geschlossen werden. Je größerer der Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen ist, umso höher ist das Risiko einer Erkältung. Zugluft ist natürlich dennoch zu vermeiden. Besonders wichtig ist auch die richtige Nachsorge bei verschwitzten Pferden, die vor dem Einstallen gründlich abgetrocknet sein sollten. Auch Diäten und Senkungen der täglichen Futterration sollten in der Zeit der Umstellung von Sommer zu Herbst/Winter vermieden werden, soweit der Tierarzt nichts anderes verordnet. Kalte Temperaturen, die Umstellung von Weide auf Paddock und auch der Fellwechsel benötigen viel Energie – somit sollte das Futter entsprechend angepasst werden. Auch das Immunsystem der Pferde freut sich über eine kleine Extraportion Vitamin C - zum Beispiel in Form von Hagebutten, die natürlich auch selbst gesammelt und gründlich getrocknet werden können. Auch Zitrusfrüchte werden von vielen Pferden gerne gefressen. Um die Belastung von Toxinen aber so gering wie möglich zu halten, sollte lieber auf BIO Obst zurückgegriffen werden. Eine weitere vorbeugende und sehr zu empfehlende Maßnahme ist die regelmäßige Impfung gegen Influenza.

 

- Unterschied Influenza und Erkältung

Beide Erkrankungen werden durch verschiedene Viren ausgelöst, wobei die Influenza eine deutlich ernst zu nehmende Erkrankung ist, die für die Pferde unbehandelt schnell gefährlich werden kann. Sie zählt zu den hochansteckenden Pferdekrankheiten und sollte umgehend tierärztlich behandelt werden. Bei einer Infektion mit Influenza müssen auch die übrigen Pferdehalter eines Stalles informiert werden, damit sie auf entsprechende Symptome bei dem eigenen Pferd achten können. Die Impfung stellt den einzig sicheren Schutz gegen die Pferdegrippe dar, die dennoch keinen 100 %igen Schutz garantiert.

Die Erkältung wird zwar auch von Viren ausgelöst, betrifft aber in erster Linie die oberen Atemwege und zeigt sich durch Ausfluss, erhöhte Temperatur, leichten Husten und eine gewisse Mattheit des Pferdes. Klingen die Symptome bei viel Ruhe, Fürsorge und leichten Medikamenten nicht ab, sollte dennoch der Tierarzt benachrichtigt werden. Um einer Erkältung sicher vorzubeugen, sollte vor allem die Haltung der Pferde überdacht und angepasst werden.

- Auf gute Futterqualität achten

Nicht nur Viren, sondern auch Bakterien und Pilzsporen können die Ursache für Infekte und Atemwegserkrankungen sein, da das Immunsystem erheblich geschwächt wird. Gegen Ende des Jahres wird die Heu- und Strohqualität proportional schlechter: Der Energiegehalt lässt nach und bei schlechter und falscher Lagerung nisten sich schnell Bakterien und Pilze ein – das Heu kann schimmeln. Auch der letzte Schnitt des Jahres bringt einige Risiken mit sich: Viele Landwirte mähen das Gras deutlich näher am Boden ab, da es nicht mehr so dicht ist, wie zu Beginn der Saison. Dabei wird viel Dreck, Staub und Sand mit aufgewühlt, was letztlich mit gepresst wird. Dieses ‚verunreinigte‘ Heu gelangt nun in die Box und wird von den Pferden aufgenommen. Bekommen sie dazu noch wenig Bewegung und frische Luft, kann der vermehrte Staub nicht richtig abtransportiert oder abgehustet werden. In schlimmen Fällen können sich daraus ernste Allergien oder chronische Erkrankungen entwickeln (z.B. COB). Die Futterqualität ist ein wichtiger Bestandteil der korrekten Haltung und vor allem der Gesunderhaltung des Pferdes. Hierbei sollte sich der Pferdehalter auf keine Kompromisse einlassen.

Bereits mit ein paar kleinen Maßnahmen können schlimmere Infektionen vermieden werden und das Pferd bleibt aktiv und gesund - Alles steht und fällt mit der richtigen Haltung und dabei ist es egal, ob das Pferd geschoren wird oder nicht.

V. Auch der Reiter muss sich schützen

Während wir uns so sorgfältig um unsere Pferde kümmern, kommt der Pferdehalter selbst meistens zu kurz. Wie beim Pferd auch, ist die richtige Nachsorge nach dem Reiten immens wichtig. Während die Pferde mit unterschiedlichen Decken eingedeckt werden, um somit gut abzutrocknen, zieht der Reiter nach der Arbeit meist einfach seine Jacke über das verschwitzte Shirt drüber, was ebenfalls zu einer schlimmen Erkältung führen kann. Funktionskleidung ist hierbei das Stichwort. Gerade in Ställen und Betrieben, in denen der Pferdehalter Box und Auslauf selbst sauber halten muss, kommt er auch bei niedrigen Temperaturen schnell ins Schwitzen. Nasse Shirts trocknen bei diesen Temperaturen jedoch viel schlechter. Trotz dicker Winterjacke kühlt die Haut rapide ab. Besonders Stoffe, die die Feuchtigkeit nach außen abtransportieren und schnell trocknen, sind für den Winter besonders gut geeignet.