Öl in der Pferdefütterung

Die Zugabe von Öl ist in der Pferdefütterung so alltäglich geworden, wie Kraftfutter: ob als Energielieferant, für ein glänzendes Fell oder als Unterstützung im Fellwechsel.  Welche Öle sich besonders gut eignen und warum erklären wir in diesem Beitrag.

Öle sind aus der Pferdefütterung schon längst nicht mehr weg zubekommen. Im Gegensatz zur Getreidefütterung ist die Zugabe von Ölen aber noch recht neu. Beinahe in jedem Stall sieht man die Kanister und Flaschen stehen – angefangen bei dem normalen Sonnenblumenöl aus dem Supermarkt bis hin zum Schwarzkümmelöl ist alles dabei. Dabei ist Öl nicht gleich Öl. Es gibt einige wichtige Aspekte, die bei der Auswahl des Öls beachtet werden sollten.

Warum eigentlich Öl?

Im Grunde genommen dient Öl in erster Linie als Energielieferant. Auf der anderen Seite sind bestimmte Fettsäuren aber auch essentiell für die Funktionsweise des Verdauungstraktes. Die zusätzliche Gabe von Ölen ist aber noch recht neu, da die Pferde auch aus dem Getreide des Kraftfutters und aus Gras die lebensnotwendigen Öle ziehen können. Durch das Grünfutter nimmt das Pferd in der Regel Omega-3-Fettsäuren auf. Omega-3-Fettsäuren zählen zu den essentiellen Fettsäuren, das bedeutet, das Pferd kann diese Öle nicht selbst bilden und muss diese folglich über die Nahrung aufnehmen. Der Bestandteil von Öl zum Beispiel im Hafer beläuft sich sogar auf 5%. Das wären bei 2 Kilogramm Hafer pro Tag bereits 100 Milliliter Öl. Im Vergleich dazu hat Gerste deutlich weniger Ölanteile. Bei dem Öl, dass das Pferd aus dem Kraftfutter ziehen kann, handelt es sich allerdings um Omega-6-Fettsäuren. Um einen positiven Effekt für die Verdauung zu erzielen, müssen sich Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren allerdings ausgleichen. Gerade für Pferde, die nicht die Möglichkeit zum regelmäßigen Weidegang haben, wird eine zusätzliche Gabe von hochwertigen Ölen durchaus empfohlen. Um Öle vernünftig zu verdauen muss das Pferd vermehrt Gallensaft produzieren, der bei Magen- und Darmempfindlichen Pferden wiederum die empfindliche Schleimhaut der Verdauungsorgane angreift. Das Pro und Kontra der Ölfütterung ergibt sich also aus verschiedenen Faktoren und sollte nicht leichtsinnig und ohne Absprache des Tierarztes erfolgen – je nach Bedarf, Erkrankung und Leistung können sich verschiedene Öle eignen.

  

Langkettig, kurzkettig, mehrfach ungesättigt? – Was braucht mein Pferd wirklich?

Um diese Frage zu beantworten, ist ein kleiner Exkurs in die Biochemie unerlässlich. Öle bestehen aus dem Molekül Glycerin. An dieses lagern sich die Fettsäuren an und können unterschiedlich lang sein. Dadurch auch die Begrifflichkeiten um kurzkettige und langkettige Fettsäuren. Weiterer Aspekt ist die Sättigung der Fettsäuren, die in gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterschieden werden. Der Nutzen der einzelnen Öle ergibt sich aus der jeweiligen Zusammensetzung der Fettsäuren. Ernährungsphysiologisch gesehen, sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie die Omega-3-Fettsäuren, besonders wichtig für das Pferd.

- Leinöl

Leinöl besitzt einen ca. 50% Anteil an Omega-3-Fettsäuren und eignet sich damit besonders gut als Ausgleich für Pferde, die nicht in den täglichen Genuss von frischem Gras kommen können. Gerade auch über den Winter wird eine Fütterung von essentiellen Ölen empfohlen.

- Maiskeimöl

Der Anteil an Omega-6-Fettsäuren liegt beim Maiskeimöl über 50%, wohingegen der Anteil an Omega-3-Fettsäuren schwindend gering ist. Die Omega-6-Fettsäuren sind ebenso essentiell, wie die anderen Fettsäuren. Allerdings ergibt sich der Vorzug dieser Fettsäuren aus dem Zusammenspiel mit Omega-3-Fettsäuren. Maiskeimöl liefert neben den Fettsäuren aber auch wichtiges Vitamin E, was die empfindlichen Fettsäuren (die das Pferd zum Beispiel aus dem Gras zieht) wiederum vor dem Verderb schützt und somit das entscheidende Zusammenspiel der verschiedenen Fettsäuren noch unterstützt.

- Mariendistelöl

Auch die Samen der Mariendistel enthalten sehr viele Omega-3-Fettsäuren. Der Glykogenspeicher des Pferdes wird schnell aufgefüllt ohne des Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Dazu verfügt das Mariendistelöl über einen hohen natürlichen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen.

- Sonnenblumen-, Raps- und Sojaöl

Sonnenblumen-, Raps- und Sojaöl besitzen einen noch höheren Anteil an Omega-6-Fettsäuren und sind deshalb für die Pferdefütterung eher ungeeignet. Auch, wenn diese Öle im Vergleich recht günstig und einfach im Supermarkt erworben werden können, empfiehlt es sich doch auf die reichhaltigeren Öle zurückzugreifen, um den gewünschten positiven Einfluss auch tatsächlich zu erreichen.

  

Nutzen in der Pferdefütterung

Neben dem ernährungsphysiologischen Nutzen für die Pferde, ergibt sich auch ein Nutzen hinsichtlich der Leistung und der Energie. Durch die Fütterung von Ölen wird dem Pferd auf der einen Seite schnell verdaubare Energie zugeführt, auf der anderen Seite der Eiweißgehalt des Futters nicht erhöht. Weiterhin senkt das Öl den glykämischen Index einer Futterration. Das bedeutet, dass durch die Fütterung von Öl der Glucose und Insulinspiegel im Blut kaum ansteigt – Öl als zugeführte Energie ohne den Blutzuckerspiegel ansteigen zu lassen. Dieser Aspekt ist also auch besonders für stoffwechselerkrankte Pferde (EMS, ECS, Hufrehe usw.) interessant.

Auch im Sporteinsatz empfiehlt sich die Zugabe von Ölen, da durch die zugeführte Energie Muskelglykogen gespart wird und dadurch der verfrühten Ermüdung der Muskeln Entgegengewirkt wird.

Auch während des Fellwechsels wird Öl eine unterstützende Wirkung zugesprochen. Das basiert aber nicht auf der verbreiteten falschen Tatsache, dass durch die Fütterung von Öl der Fellwechsel beschleunigt oder vereinfacht wird, sondern resultiert aus der zusätzlichen Energie. Der Fellwechsel ist eine energiezehrende Zeit für das Pferd – ob an der Leistung bemerkbar oder nicht. Durch die Gabe von Öl wird dem Pferd zusätzliche Energie zugeführt, was einem Leistungseinbruch entgegenwirkt. Weiterhin haben Öle einen positiven Effekt auf den Fellstoffwechsel des Pferdes, wodurch letztlich auch die Hautbarriere gegen schädliche, äußere Einflüsse gestärkt wird.