Wie schläft mein Pferd?
Pferde schlafen im Prinzip genau wie wir. Allerdings haben sie ein vielfach geringeres Schlafbedürfnis. Für einen erholsamen Schlaf müssen sich Pferde aber auch hinlegen. Damit sich ein Pferd ablegen kann, gibt es bestimmte Mindestanforderungen an die Größe der Box oder Liegefläche, den Untergrund und die Gestaltung.
Grundsätzlich sind die Schlafstadien von Pferden die der Menschen identisch. Sie werden unterteilt in Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf. Die Abkürzung REM steht für „Rapid Eye Movement“. Diese Bezeichnung beschreibt das typische Merkmal des REM-Schlafs: Die Augäpfel bewegen sich bei geschlossenen Lieder schnell hin und her. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass Pferde während Leicht- und Tiefschlaf sowohl stehen als auch liegen können. Der REM-Schlaf hingegen kommt nur im Liegen vor. Das Pferd muss also liegen, um in den REM-Schlaf zu fallen und um alle Schlafstadien zu durchlaufen. Nur so kann es sich regenerieren und ausruhen. Der Schlaf hat also entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass Pferde pro Nacht etwa 3,5 Stunden schlafen. Diese Zeitangabe unterteilt sich allerdings in mehrere kürzere Schlafphasen, hinzukommen noch mehrere Ruhephasen über den Tag verteilt. Die Schlafqualität hängt aber eng zusammen mit äußeren Einflussfaktoren.
- Die Größe der Liegefläche und Box
Laut den Leitlinien zur Pferdehaltung muss die Fläche in Einzelhaltung mindestens der Formel (2xWiderristhöhe)² entsprechen. In Gruppenhaltung gehaltene Pferde haben einen deutlich erhöhten Platzbedarf. So sollte mit mindestens 100 m² Bewegungsfläche und zusätzlich 12 m² Liegefläche pro Pferd gerechnet werden. Das Platzbedürfnis ist aber auch abhängig von anderen Faktoren wie dem Alter, der Sensibilität, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder auch der Rasse. Jedes Pferd muss individuell begutachtet werden – auch hinsichtlich des Flächenbedürfnisses.
- Der Untergrund
Stroh ist seit Jahrzehnten das wohl weitverbreitetste Einstreumaterial überhaupt. Neue Mistverordnungen erschweren vielerorts allerdings das Einstreuen mit Stroh. Alternativen gibt es viele: Späne, Strohmehl, Hanfstroh, Pellets, Waldboden oder Liegematten. Besonders letztere sind aber kritisch zu betrachten. In den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten ist geregelt, dass eine Liegefläche trocken und verformbar sein muss. Matten ohne Einstreu erfüllen diese Anforderungen nicht. Während sich bei Einzelhaltung vor allem fressbare Materialien anbieten, damit das Pferd keine langen Fresspausen hat und beschäftigt ist, sollte der Liegebereich in Offen- und Aktivstall unbedingt aus nicht fressbaren Materialien bestehen, da die Pferde den Bereich dann zum Fressen UND Ruhen aufsuchen. Wenn Pferde auf Grund von Atemwegserkrankungen nicht auf Stroh gestellt werden dürfen, sollte trotzdem darauf geachtet werden, dass ausreichend Raufutter zur Verfügung steht. Fresspausen dürfen nicht länger als vier Stunden dauern. Der Untergrund darf weder feucht, morastig noch zu hart sein. Hinsichtlich des Ablegens lässt sich bei allen Pferden auch das Scharren als typisches Verhalten beobachten. Damit überprüfen die Pferde die Bodenbeschaffenheit. Grundsätzlich sollte immer so viel eingestreut werden, dass die Pferde beim Ablegen und Aufstehen nicht ausrutschen können. Es bieten sich Boxenmatten unter der Einstreu an.
- Verträglichkeit mit Artgenossen
Dieser Punkt ist vor allem bei Gruppenhaltung in Aktiv- oder Offenställen besonders wichtig. Die Herde muss so zusammengestellt sein, dass es jedem Pferd möglich ist, den Ruhebereich bzw. die Liegefläche aufzusuchen. Aber auch innerhalb der Boxenhaltung sollte auf Verträglichkeit der Boxennachbarn geachtet werden. Dauerstress durch ein Pferd, was permanent Drohgebärden sendet, wirkt sich negativ auf das Schlafverhalten aus.
- Wie schläft mein Pferd?
Zu wenig Schlaf kann auch Pferde krank machen. Dies bezieht sich aber meist auf den REM-Schlaf, also den Schlaf, bei dem die Pferde liegen müssen. Können sie sich nicht hinlegen, weil die Box zum Beispiel zu klein ist, führt das dauerhaft zu Schlafmangel. Die Pferde, die unter akutem Schlafmangel leiden, sind oft nicht so leistungsfähig, weisen Verhaltensveränderungen und Verhaltensstörungen auf. In besonders schlimmen fällen kann ein Pferd durch Schlafmangel auch kollabieren. Das zeigt sich besonders durch unerklärliche Verletzungen an Karpal-, Fessel- und Sprunggelenken und am Kopf. Bei Verdacht auf Schlafmangel empfiehlt sich eine Videoüberwachung über mehrere Tage, die der Pferdehalter durch gängige Kamerasysteme selbst durchführen und im Anschluss auswerten kann. Um eine ganz sichere Diagnose zu bekommen und um andere Erkrankungen auszuschließen, sollte eine Schlaflaboruntersuchung durchgeführt werden.
- Prophylaxe zahlt sich aus
Am wichtigsten ist die Beschaffenheit der Box, damit das Pferd ein arttypisches Schlafverhalten zeigen kann. Besonders die Boxengröße ist essentiell. Die Box kann noch so dick eingestreut sein, wenn sie zu klein ist, wird sich das Pferd nicht ablegen. Umgekehrt ebenso: Die Box kann noch so groß sein, ist der Untergrund zu hart, zu tief oder zu nass wird es sich ebenfalls nicht zum Schlafen hinlegen. Die Mindestanforderungen an eine Box sind in den Leitlinien der FN zur Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten festgeschrieben. Dies sind aber wirklich nur die absoluten Mindestmaße. Es lohnt sich durchaus, die heimische Box einmal nachzumessen, und auch das Einstreuverhalten zu überprüfen. Schlaf und Ruhephasen sind essentiell für das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit der Pferde.