Vorsicht, Zecke!
Zecken haben einen schlechten Ruf – sie lassen sich zwar nicht heimtückisch von Bäumen auf ihre Wirte fallen, aber dennoch geht eine nicht zu unterschätzende Gefahr von den kleinen Blutsaugern aus. Nicht nur die milder werdenden Winter lassen die Zeckensaison bereits im Februar beginnen, auch neue Zeckenarten verbreiten sich. Während die Gefahr von übertragbaren Krankheiten auf den Menschen weitläufig bekannt sind, befindet sich die Forschung für das Pferd noch am Anfang – wie bei Borreliose. Umso wichtiger ist es, auch Pferdehalter selbst für das Thema und die Gefahr zu sensibilisieren.
Verbreitung
Weltweit sind über 900 Zeckenarten bekannt, in Deutschland kommen davon ca. 20 Arten vor, Tendenz steigend. Am häufigsten verbreitet sind der Gemeine Holzbock, Auwald- und Igelzecke. Diese Arten sind vorwiegend in Laub- und Mischwäldern sowie in feuchten Gebieten mit hohem Gras, Brachflächen und Überschwemmungsgebieten anzutreffen. Die Zeckenaktivität richtet sich nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit, daran sollte sich also auch das Zeckenmanagement orientieren.
Gefahren durch übertragbare Krankheiten
In der Regel klettern Zecken an Gräsern, Sträuchern und Büschen hoch und verharren dort, bis ein passender Weg vorbeikommt und die Pflanzen streift. Mit ihrem Haller’schen Organ können Zecken potentielle Wirte orten. Sie heften sich an diesen und suchen sich eine dünnhäutige Stelle am Körper. Bis zum Stich können bis zu 12 Stunden vergehen. Ein im Zeckenspeichel enthaltenes Anästhetikum verhindert, dass der Zeckenstich bemerkt wird. Beim Stechakt selbst können Zecken bis zum 10-fachen ihres eigenen Körpergewichts an Gewebe und Blut aufnehmen.
Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, die durch den Erreger Borrelia burgdorferi durch Zecken übertragen wird. Hauptwirte von Zecken sind in der Regel Mäuse, Hirsche, Rehe und andere Wildtiere. Der Erreger wird meist schon im Larvenstadium auf die Zecke übertragen. Borrelien sind evolutionsbedingt hervorragend an das Überleben und ihren Reproduktionszyklus im Mitteldarm der Zecke angepasst. Durch ein Protein der Zecken sind die Borrelien vor Abwehrreaktionen und den Verdauungsmechanismen geschützt. Befällt eine Zecke nun wieder einen Wirt und nimmt Blut auf, dann vermehren sich die Bakterien im Mitteldarm. Eine kleine Anzahl der Borrelien „wandert“ dabei vom Mitteldarm zu den Speicheldrüsen und kann so wiederum auf den Wirt der Zecke übertragen werden.
Welche Symptome treten auf?
Bei Pferden ist die Symptomatik deutlich undifferenzierter und wissenschaftlich nicht belegt. Symptome wie leicht erhöhte Körpertemperatur, Muskelschmerzen, Lahmheiten, Überempfindlichkeit, Müdigkeit, Ataxie und Verhaltensänderungen werden mit einer Borrelioseinfektion in Verbindung gebracht. Symptome wie hohes Fieber nach einem Zeckenbiss weisen dagegen eher auf eine auch durch Zecken übertragbare Anaplasmose hin, die in der Regel ohne Komplikationen verläuft. Viele Pferde werden unbemerkt von Zecken befallen und bilden Antikörper gegen Borrelien. Trotz Befall und Übertragung erkranken allerdings nur sehr wenige Tiere an Borreliose und zeigen Symptome – der Grund dafür ist allerdings unbekannt. Um nachzuweisen, ob ein Pferd Kontakt mit Borrelien hatte, kann das Blut auf Antikörper untersucht werden.
Therapiemöglichkeit und Krankheitsverlauf
Borreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Wenn die Behandlung bereits kurz nach Infektion aufgenommen wird, stehen die Chancen für eine Heilung gut. Durch die schwer nachweisbare Erkrankung und die undifferenzierten Symptome wird eine Erkrankung aber meist erst spät erkannt. Auch der Verlauf einer Infektion kann von symptomlos und akut bis chronisch verlaufen. Eine einheitliche Therapie für das Pferd gibt es also nicht, die Standards sind aus der Humanmedizin übernommen.
Prophylaxe vor Zeckenstichen
Eine wirkliche Prophylaxe einer Borreliose-Infektion besteht nur durch Vermeidung eines Zeckenstichs:
-
Absuchen und Entfernen
Die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen eine Borrelioseinfektion ist das tägliche Absuchen des Pferdes auf Zecken. Zecken suchen recht lange nach einer geeigneten Stelle. Meist setzen sie sich in den Hautfalten vom Ellbogen, im Bereich der Ohren, unter dem Kopf, am Mähnenkamm sowie der Schweifrübe fest. Wird das Pferd regelmäßig abgesucht, können die meisten Zecken sogar noch vor dem Stechen abgesammelt werden. Aber auch nach einem Stich kann das Risiko noch minimiert werden.
Zum Entfernen sollten entsprechende Zeckenzangen oder Zeckenkarten verwendet werden. Auf gar keinen Fall sollte die Zecken mit bloßen Fingern entfernt werden. Durch das Quetschen der Zecken können die gefährlichen Borrelien im Speichel der Zecke noch massiver auf das Pferd übertragen werden. Die Zecke sollte so dicht wie möglich an der Einstichstelle mit der Zeckenzange „gepackt“ und mit einer leichten Drehbewegung herausgezogen werden. Das Entsorgen und Töten der Zecke sollte mittels Alkohol, Desinfektionsmittel oder Feuer erfolgen.
-
Weidemanagement
Generell gilt, feuchte und waldnahe Weiden und Wiesen zu meiden, die Weiden regelmäßig zu mähen und auf entsprechende Weidesaat zu achten.
-
Repellentien
Pferde können durch das Auftragen von speziellen Repellentien vor Zecken geschützt werden. Die Mittel sollten dabei flächendeckend aufgetragen werden, in vielen Fällen reicht die Behandlung der Beine, um überhaupt erst ein Anheften der Zecke am Pferd zu vermeiden.
-
Impfung
Seit 2015 steht eine Borreliose-Schutzimpfung auch für Pferde zur Verfügung und bildet einen weiteren Baustein in der Borreliose-Prophylaxe. Nach den Empfehlungen der StiKo Vet sollten zur Grundimmunisierung drei Impfungen verabreicht werden (zwei Impfungen im Abstand von zwei bis drei Wochen, eine dritte Impfung nach sechs Monaten und eine weitere Impfung ein Jahr nach Erstimpfung). Durch eine jährliche Wiederholungsimpfung wird der Schutz aufrechterhalten.