Entwurmung beim Pferd - selektiv oder systematisch?
Den einen, richtigen Weg gibt es natürlich nicht, aber wir haben die Möglichkeiten der Behandlung einmal genauer unter die Lupe genommen.
I. Würmer
Die Weidesaison nähert sich so langsam ihrem Ende und wieder einmal keimt die Frage um die Gabe der Wurmkuren auf. Resistenzen gegen die Wurmmittel, veränderte Haltungsbedingungen, Futterqualität und andere Faktoren beeinflussen die benötigte Entwurmung des Pferdes. Wie oft sollte ein Pferd nun aber entwurmt werden? Gibt es alternative Entwurmungsmethoden? Müssen wirklich immer alle Pferde eines Bestandes entwurmt werden? Nützen Kotproben zur Untersuchung des Wurmbefalls? Welches Mittel wird wann gegeben und gegen welche Würmer nützen diese Mittel? Während die Wurmkur früher unbedacht viermal im Jahr gegeben wurde, hat sich die Fragestellung jetzt zu einem sehr komplexen Thema ausgeweitet.
Würmer zählen zu den Endoparasiten und sind im Prinzip in jedem Pferd zu finden. Wichtig ist hierbei jedoch die Konzentration der Würmer pro Pferd. Eine geringe Anzahl ist nicht gesundheitsgefährdend und gilt als normal. Wichtig ist, einen Massenbefall vorzubeugen oder vernünftig zu behandeln. Die besonders beim Pferd zu beachtenden Parasiten sind die Kleinen und Großen Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer, Zwergfadenwürmer, Pfriemenschwänze und die Larven der Dasselfliege.
Über die Jahre der intervallmäßigen Entwurmung haben sich immer mehr Resistenzen gegen die gängigen Wurmmittel entwickelt, was zu einem Umdenken in der Entwurmung geführt hat. Es gab und gibt immer Würmer, die gegen die Wurmmittel immun sind. Werden die Pferde nun nach einem immer gleichen Schema entwurmt, sterben die nicht-immunen Würmer ab, die immunen Würmer können sich hingegen weiter vermehren. So nimmt die Anzahl der resistenten Parasiten zu und eine ganzheitliche Entwurmung wird zunehmend schwieriger.
Tabelle 1) Traditionelle Entwurmungsintervalle mit Gefahr der zunehmenden Resistenzentwicklung
Zeit |
Parasiten |
Wirkstoff |
Vor Beginn der Weidesaison |
Kleine und Große Strongyliden, Spulwürmer, Zwergfadenwürmer |
Ivermecitin, Pyrantel |
Während der Weidesaison |
Rundwürmer |
Moxydectin, Ivermecitin, Pyrantel |
Zum Ende der Weidesaison |
Rund- und Bandwürmer |
Praziquantel, Ivermecitin |
November/Dezember |
Rund- und Bandwürmer und Larven der Dasselfliege |
Ivermecitin, Prazuquantel, Moxidectin |
II. Die richtige Prophylaxe und Alternativen
Mit der richtigen Prophylaxe kann einem Massenbefall bereits gut entgegen gewirkt werden. Wichtig ist hierbei vor allem die Hygiene auf den Weiden, Paddocks und nicht zuletzt in der Box. Regelmäßiges Ausmisten und Abäppeln können das Infektionsrisiko bereits senken. Auch eine Überweidung durch zu viele Pferde sollte vermieden werden. Im Idealfall wird mit maximal zwei Pferden pro Hektar (1000m²) Weidefläche gerechnet, die regelmäßig gewechselt werden sollte. Auch Silage oder mangelnde Futterqualität bedingen die Vermehrung von Würmern und den Befall der Pferde. Trotz aller Maßnahmen ist ein Wurmbefall dennoch nicht auszuschließen und sollte behandelt werden. Im Zuge der zunehmenden Resistenzen, sucht die moderne Medizin alternative Methoden zur Bekämpfung der Parasiten.
- Selektive Entwurmung
Das Prinzip der selektiven bzw. zeitgemäßen Entwurmung ist relativ simpel. Um ein Entwurmen des gesamten Bestandes zu vermeiden, werden im ersten Schritt Kotproben gesammelt, die im Labor auf Parasiteneier untersucht werden. Nur Pferde die 200 oder mehr Eier pro Gramm Kot ausscheiden, sollten entwurmt werden. Hierbei ist eine regelmäßige Untersuchung des Kots von entscheidender Bedeutung, da nicht in jedem Pferdeapfel die gleiche Menge Eier vorhanden sein müssen. Diese Untersuchung bezieht sich jedoch nur auf Strongyliden. Werden in einem Pferd andere Parasiten nachgewiesen, muss der gesamte Bestand behandelt werden.
Bei diversen Studien zum Parasitenbefall der Pferde wurde herausgefunden, dass bei lediglich 30 Prozent der erwachsenen Tiere eine Entwurmung notwendig wäre. Allein die Tatsache, dass jegliche Wurmmittel den empfindlichen Pferdeorganismus belasten, sollte zu einem Umdenken in der Entwurmung beitragen. Diese Art der selektiven Entwurmung ist im ersten Moment zwar deutlich aufwendiger, als eine pauschale Entwurmung aller Pferde, trägt aber maßgeblich zur Gesunderhaltung der Tiere bei.
Der Pferdekot sollte zunächst in regelmäßigen Abständen untersucht werden, um eine Gesamtübersicht des Wurmbefalls zu erhalten. Hierbei werden verschiedene Äppel aus verschiedenen Haufen von einem Tag gesammelt, da die Wurmeikonzentration sehr unterschiedlich sein kann. Auch nach der Behandlung mit dem geeigneten Präparat sollte unbedingt die Wirksamkeit der Mittel kontrolliert werden, um gegebenenfalls noch einmal nach zu dosieren. Im Laufe der Zeit können die Kontroll-Intervalle ausgedehnt werden, wodurch die Kosten sich schlussendlich so weit senken, dass sie meistens auf dem gleichen Niveau einer strategischen Entwurmung wären – jedoch ohne das Pferd unnötig mit einer ‚Chemiekeule‘ zu belasten.
Tipp
- Präparate zur Entwurmung häufig wechseln
- Wurmmittel genau dosieren; zur genauen Gewichtsbestimmung Pferdewaage bestellen
- Nur entwurmen, wenn es wirklich nötig ist
III. Anzeichen für einen Wurmbefall
Die Würmer befallen je nach Art verschiedene Organe der Pferde. Deswegen können auch die Symptome sehr unterschiedlich sein und sich anders auswirken. In erster Linie erkennt man einen massiven Wurmbefall an der Abmagerung der befallenen Tiere, auch das Fell wirkt stumpf und glanzlos. Weitere Anzeichen können vermehrte Koliken, starker Durchfall, Verstopfungen, häufige Blähungen oder Schubbern an der Schweifrübe sein. Auch Entzündungen der Magenschleimhaut oder Magengeschwüre können durch Parasitenbefall verursacht werden, da sich viele der Wurmarten an der Darm- und Magenwand fest heften. Auch auf die Atemwege können sich die Parasiten negativ auswirken. So sind husten, Nasenausfluss und Atemgeräusche häufig auch Symptome für einen Befall durch Lungenwürmer.
Die meisten Parasiten werden über die Nahrung auf der Weide aufgenommen. Lediglich die Dasselfliege hat hierzu ihre eigene Taktik: Sie legt ihre Eier an den Vorderbeinen der Pferde ab, die diese wiederrum ablecken. So gelangen die Eier und schließlich auch die Larven in den empfindlichen Pferdeorganismus. Dasselfliegeneier sind gut erkennbar und sollten umgehend vom Pferdebein entfernt werden.
- Alternative Möglichkeiten?
Bisweilen gibt es auch eine Unmenge an alternativen Entwurmungsmitteln aus hochdosierten Kräutern, bestimmtem Futter, Globuli oder Bachblüten. Solche Zusätze haben den großen Vorteil, den Pferdeorganismus nicht unnötig zu belasten, sondern lediglich bei seiner Abwehrreaktion zu unterstützen. Eine Garantie für die Wirksamkeit gibt es allerdings nicht, weshalb immer auf medizinische Wurmmittel gesetzt werden sollte. Aber eben durch diese Notwendigkeit sollte der Pferdebesitzer eine bestmögliche Prophylaxe betreiben und nur entwurmen, wenn es wirklich nötig ist.